Über den Podcast
Seit den Ereignissen in Hanau & Halle sowie der globalen Black Lives Matter-Bewegung & der Corona-Pandemie sind Fragen um Antirassismus, Queer-Feminismus und Repräsentation stärker in den öffentlichen Diskurs gerückt. Die Debatte wird überwiegend in den (sozialen) Medien geführt; im Schlagabtausch der Mehrheitsgesellschaft mit einer jungen Generation Social Media-affiner Akteur*innen. Unberücksichtigt bleiben ältere Stimmen, die die antirassistischen Kämpfe marginalisierter Communities in den Zeitstrahl der BRD einordnen können. Begriffe wie “Person of Color” tauchen in letzter Zeit häufiger im deutschen Sprachgebrauch auf. Dabei ist oft unklar, wann und wie die Übertragung aus dem anglophonen Kontext erfolgt ist. Welche Funktion erfüllen solche Begriffe, was begründet ihre politische Dimension? Hinter jeder sprachlichen Neuerung sind entsprechende Bewegungsgeschichte(n) auszuloten, die es informativ und unterhaltsam zu vermitteln gilt. Es hat bislang aufgrund fehlender Ressourcen keine systematische, historisch kontextualisierende Bearbeitung nicht-weißer Epistemologien in Deutschland gegeben, obwohl es genügend Material dazu gäbe.
Das Projekt will einen Beitrag zur Aufarbeitung und Vermittlung migrantischer und diasporischer Bewegungsgeschichte und Wissensproduktion leisten, und die Verflechtung dieser beiden Aspekte aufzeigen. Als Zeitzeug*innen berichten Akademiker*innen und Aktivist*innen aus der Zeit der 90er Jahre und schlagen eine empathische Brücke für Nicht-Beteiligte und nachfolgende Generationen. Durch ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse sind sie einerseits Expert*innen für diese Zeitgeschichte und haben andererseits thematischen Bezug als marginalisierte Autor*innen, Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen mit der Perspektive als Schreibende, Forschende, Analysierende & Handelnde. Sie bemühten sich, Ansätze wie postkoloniale Theorie und kritische Migrationsforschung zu etablieren. Diese kommen jetzt, zwei Dekaden später, langsam im politischen Diskurs an, jedoch bleiben die Stimmen der ersten Stunde weitestgehend unberücksichtigt. Durch Gespräche mit diesen Chronist*innen ihrer Zeit wollen wir eine Vielheit an transgenerationellen Perspektiven erklingen lassen sowie aktuelle Diskurse um Antirassismus und Queerfeminismus als Errungenschaften (post)migrantischer Communities sichtbar machen.